Stellungnahme zur Diskussion rund um die neue Veranstaltungshalle in Ormesheim

Ausgangslage

Der Saal Niederländer kommt als Veranstaltungshalle in der Zukunft nicht mehr in Frage, da er den aktuellen Baubestimmungen (insbesondere Brandschutz) nicht mehr entspricht. Aus diesem Grund befassen sich Verwaltung und Gemeinderat bereits seit mehr als 4 Jahren mit einer neuen Veranstaltungshalle.

Um sich ein Bild davon zu machen, wie eine solche Halle aussehen könnte, haben mehrere Mitglieder der Verwaltung und des Gemeinderats unterschiedliche Gebäude im Saarland besichtigt, unter anderem auch die Rosseltalhalle in Großrosseln. Schnell war man sich einig, dass diese Halle, sowohl von Größe als auch vom Zuschnitt her, geeignet wäre.

Im Zuge der Besichtigungen wurde auch das Rathaus in Oberthal besucht. Dieses Rathaus gefiel den Teilnehmern aufgrund der sehr kompakten Bauweise, so dass auch in Betracht gezogen wurde, ein neues Rathaus für Ormesheim in die Planungen mit einzubeziehen. Dies vor folgendem Hintergrund:

  • das jetzige Rathaus ist völlig überdimensioniert
  • es entspricht nicht den heutigen Energiestandards
  • in den kommenden Jahren werden in die Sanierung des alten Rathauses erhebliche Mittel fließen müssen, insbesondere mit Blick auf den Brandschutz und die Wärmedämmung (vor allem neue Fenster)

Begleitet wurden diese Besichtigungen auch von Herrn Kern von der Fa. Kernplan, der bereits die Entwicklung mehrerer solcher Projekte in anderen Kommunen betreute.

Sodann wurde seitens der Verwaltung mit Zustimmung des Gemeinderats die Ausarbeitung möglicher Varianten in Auftrag gegeben. Hierfür konnten die Architekten Hepp und Zenner in Zusammenarbeit mit der Fa. Kernplan gewonnen werden.

Sodann legten die Architekten Hepp und Zenner 4 Varianten vor:

Version 3, nämlich der Neubau eines Multikomplexes, bestehend aus neuer Veranstaltungshalle und in der Folge der Neubau eines neuen Rathauses, stellte sich als die günstigste Variante heraus. Auf die Gesamtkosten von ca. 10 Mio. € entfallen ca. 6 Mio. € auf die neue Halle, ca. 4 Mio. € entfallen auf das neue Rathaus, welches nur noch ca. 1/3 der Kubatur des alten Rathauses ausmacht.

Zunächst sollte die neue Halle, in der Folge dann unmittelbar das neue Rathaus gebaut werden, so der Plan der Architekten. Die Bauzeit wurde mit einem Zeitraum von ca. 4 Jahren veranschlagt.

Im Rahmen der Förderanfragen wurde seitens des zuständigen Ministeriums gefordert, für das alte Rathaus eine Nachnutzungsexpertise erstellen zu lassen. Hierbei stellte sich heraus, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten der Nachnutzung gibt. Es wurden auch Gespräche mit potentiellen Investoren geführt. Selbstverständlich konnte es noch keine verbindlichen Zusagen geben, da es zu diesem Zeitpunkt gar nicht möglich war, ein Datum der möglichen Umnutzung zu nennen.

Sicht des Ministeriums

In der Sitzung des Gemeinderates am 25. April 2024 erschien auch Minister Jost. Dieser stellte klar, dass er den Neubau einer Veranstaltungshalle unterstütze. Dabei dürfe die neue Halle maximal 6 Mio. € kosten und die Förderung betrage 5 Mio. €. Den Rest in Höhe von 1 Mio. € müsse die Gemeinde selbst aufbringen. Dieser Betrag sei aber sonderkreditfähig, so dass andere Investitionen in anderen Orten der Gemeinde nicht blockiert würden.

Die Förderung eines Rathaus-Neubaus sei allerdings nicht förderfähig. Hierfür würden die erforderlichen Gelder fehlen.

Neukalkulation Veranstaltungshalle

Im Rahmen dieser Vorgaben durch das Ministerium erstellten die Architekten ein neues Konzept für die Halle, um die Baukosten in Höhe von 6 Mio. € einhalten zu können. Das neue Konzept sah folgende Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung vor:

  • Verminderung der Nutzflächen von 1.250 qm auf 1.000 qm
  • Bauausführung nur noch im einfachen Standard
  • Mindeststandards nach dem Gebäudeenergiegesetz
  • keine Klimaanlage
  • keine Dachflächenbegrünung
  • lt. Aussage des Architekten „low Budget“-Version

Es sei hier darauf hingewiesen, dass die Architekten von ursprünglichen Neubaukosten in Höhe von ca. 8 Mio. € ausgehen mussten, da dies die Baukosten für den Neubau einer Halle ohne Rathaus darstellen. Die in der Version 3 (siehe oben) dargestellten Kosten für den Neubau der Halle in Höhe von ca. 6 Mio. € beinhalten Synergieeffekte, die nur dann entstehen, wenn auch ein neues Rathaus gebaut würde.

Kritik

Wie obenstehend ausgeführt, wurden nach den jetzigen Vorgaben durch das Ministerium 2 Mio. € eingespart („low Budget“-Version), die aber gar nicht hätten eingespart werden müssen, wenn der Neubau des Multikomplex umgesetzt würde. Den Vereinen stehen nunmehr weniger Räume und Nutzflächen zur Verfügung, die Ausstattung des Gebäudes ist schlechter und die Nutzung nicht mehr so komfortabel (Stichwort Aufzug).

Hält man sich vor Augen, welche Unsummen das alte Rathaus in den kommenden Jahren an Energiekosten und Sanierungsmaßnahmen verschlingen wird, hätte mit diesen Geldern auch ein neues Rathaus finanziert werden können. Seitens des Ministeriums hätte es zum jetzigen Zeitpunkt nur der Zusage einer Sonderkreditfähigkeit für den Neubau des Rathauses bedurft.

Nach der aktuellen Planung wird das Land zukünftig Zuschüsse zu Sanierungsmaßnahmen des Rathauses bewilligen müssen. Dies wird augenscheinlich ein Fass ohne Boden werden.

Zudem würde eine Nachnutzung des Rathauses (es liegen viele Konzepte vor und es gibt auch Interessenten) den Ortskern beleben.

Fazit

Mit der gestrigen Zustimmung des Gemeinderates:

Der Gemeinderat beschließt, den Bau des Rathausteils des Multikomplexes zunächst zurückzustellen und mit der Objektplanung des Kulturhauses fortzufahren.

hat man den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Vereinen Ormesheims einen Bärendienst erwiesen.

Diesen wird aufgrund dieses Beschlusses zukünftig nur eine Billighalle zur Verfügung stehen. Und dies völlig ohne Not, da eine deutlich bessere Halle mit deutlich besserer Ausstattung für das gleiche Geld zu haben gewesen wäre, da man die Synergieeffekte und damit einhergehende Einsparmaßnahmen ohne großen Aufwand hätte realisieren können. Dies scheint nicht allen bewusst geworden zu sein.

Schlussendlich verbleibt es bei der düsteren Prognose, dass wir in spätestens drei bis fünf Jahren vor dem Problem stehen werden, was denn nun mit dem alten, sanierungsbedürftigen Rathaus passieren soll. Wahrscheinlich wird man dann zu der Erkenntnis kommen, doch ein neues Rathaus bauen zu müssen. Dann aber wird es zu spät sein, die „low Budget“-Version der neuen Veranstaltungshalle wird dann schon fertig gestellt sein.